„Kernwege“ – was ist denn das!
Wir vom Kreisverband Imker Forchheim sind angesprochen worden. Viele wollen Näheres über „Kernwege“ wissen und wünschen unsere Stellungnahme. Nachfolgendes bezieht sich ausschließlich auf die Fränkische Schweiz.
Situation / Ausgangslage
Verbrauchte, alte Wegenetze
- Teilweise über 30 Jahre alte Wege mit z.T. erheblichen Schäden. 2,5m breit, Ausbau zum Teil nur für 5 t (oder 10 t), unbefestigte Bankette. Fehlende Gräben
- Zu geringe Radien in den Kurven, Keine verkehrsgerechten Einmündungen
- Wegenetz war sternförmig auf den Ort ausgelegt. Fehlende Querverbindungen zum öffentlichen Straßennetz. Fehlende überörtliche Verbindungen. Z.T. alte Brücken!
Zielrichtung
- Gemarkungsübergreifenden Wege, Bewirtschaftung der Ackerflächen durch Maschinenringe oder leistungsstarke Betriebe der Region mit entsprechendem Einzugsgebiet. Bestehende Wege sind der Dynamik nicht gewachsen.
- Die Hauptwirtschaftswege sollen moderne Landwirtschaft / Pachtbeziehungen mit den Interessen von Erholung /Freizeit in Einklang bringen.
- Kosten: 1km mit 3,5m Breite 300.000,- EUR
Was ist ein Kernweg?
Kriterien Teil I
- Übergeordnete und gemeindeübergreifende Erschließungsfunktion – dient nicht der vorzugsweisen Erschließung von Waldflächen!
- Verbindung bestehender Hauptachsen (Bundes-, Staats-und Kreisstraßen), keine Parallelwege zu übergeordneten Straßen, 1,5 – 2,0 km Abstand. Erschließung von landwirtschaftlichen Flächen – ca. 200 – 400 ha (50 bis über 100ha = 18%), Weg mit hohem landw. Verkehrsaufkommen.
Kriterien Teil II
- Großräumige Umfahrung von Ortschaften, wenn Verbesserung der landwirtschaftlichen Logistik und Verminderung von Konflikten mit Einwohnern.
- Ortstrandwege nur, wenn Überwindung von Engstellen im Ortskern.
- Aufnahme touristischer Wege, wenn Bedeutung für landwirtschaftl. Verkehr gegeben.
- Stichwege nur in äußersten Ausnahmefällen. Beachtung der Schutzgebiete. Berücksichtigung bestehender Planungen wie Flurbereinigung, Umgehungsstraßen.
Regelprofil für ländliche Kernwege
- 3,5 m asphaltiert, Kronenbreite 6m + beiderseits Gräben, Winter- und Frostfest.
- Achslast: 11,5 t-Tragfähigkeit, 40 t Gesamtgewicht
- Entwässerung durch Wegseitengraben mit naturnahen Rückhalteeinrichtungen.
- befestigter Randstreifen – je 0,75m Bankette
- ausreichende Radien, verkehrsgerechte Einmündungen, ggf. Ausweichstellen
- Abweichungen vom Regelprofil nur in begründeten Ausnahmefällen möglich!
Welche Wege können Kernwege werden
Bundes-, Staats-, Kreisstraßen – Nein
Gemeinde-Verbindungs-Straßen – Ja
In Deutschland ist die Gemeindeverbindungsstraße (GVS) eine Gemeindestraße, die sich außerhalb der geschlossenen Ortschaft befindet und in der Baulast der Gemeinde steht. Meist werden Gemeinden oder deren Ortsteile damit verbunden. In ihrer Verkehrsbedeutung stehen Gemeindeverbindungsstraßen zwischen Gemeindestraßen im engeren Sinne und Kreisstraßen.
Ortsstraßen – nein
Als Ortsstraße wird im allgemeinen Sprachgebrauch eine Straße innerhalb einer geschlossenen Ortschaft bezeichnet, die von der Zweckbestimmung her durch einen allgemeinen, innerörtlichen Verkehr gekennzeichnet ist. Ortsstraßen dienen in erster Linie der Erschließung und dem Aufenthalt.
Öffentliche Feldwege – Ja
keine Definition!
Beschränkt öffentliche Feldwege – Nein
(Feld-, Wald-, Wiesen-, Weinbergs- und sonstigen Wirtschaftswegen) unabhängig von der Wegbefestigung, wenn sie überwiegend land- oder forstwirtschaftlichen Zwecken dienen und keine überörtliche Bedeutung haben
Privatwege – Nein
Eine Privatstraße oder ein Privatweg ist allgemein betrachtet ein Verkehrsweg, der sich nicht in der Baulast der öffentlichen Hand befindet, sondern im Eigentum einer natürlichen oder juristischen Person. Gegensatz ist die öffentliche Straße.
Einschätzung der Realisierungsmöglichkeit
90% Sanierung, Instandsetzung bestehender Wege, Straßen, bis 10% Umwandlung mit Asphaltdecke, kleiner 1% Lückenschluß.
Vorteile von Kernwegen: nach … Aktiv e.V.
- Leistungsfähige Hauptwirtschaftswege mit Einsparung von Zeit und Geld
- Bedarfsgerecht und geringe Unterhaltskosten
- Verkehrssicherheit
- Ortschaften / Straßen werden entlastet
- Angebot von Freizeit und Erholung wird verbessert.
Kernwege – aus der Sicht des Kreisverbandes Imker Forchheim. Unsere Stellungnehme
Grundsätzliches – vieles ist ja schon erreicht bzw. es wird umgesetzt
Wenn es nach den Bienen / Imkern geht, sollten Landwirte unserer Fränkischen Schweiz, insbesondere im Nebenbetrieb, gefördert und animiert werden, weiter zu machen, um die regionale Besonderheit sowie den regionalen Produktverkauf voranzubringen. Jeder Landwirt sollte wieder Bienen halten und Diversitätsflächen insbesondere für Wildbienen aufbauen. Bestehende Wegenetze sollten sinnvoll zurückgebaut werden. Die jährliche „Bemulschung“ der Randstreifen größtenteils eingestellt und stattdessen Blühstreifen geschaffen werden. Lebensinhalt und Erholung suchenden Touristen sollten an das Klein-Bauerntum herangeführt werden. Sie sollten aufgefordert und animiert werden, um ggf. mitzuhelfen eine nachhaltige Landwirtschaft auf- und auszubauen. Z.B. durch Einkauf von regionalen Produkten. Brauen, brennen, Brot und Kuchen backen, Kirschen (Obst) reißen (ernten), Saft pressen, Gemüse pflanzen, pflegen und ernten, Bauernhoftiere betreuen sind Möglichkeiten. Zusätzlich sollten die Landwirte ihre Höfe für den Touristen öffnen, um für die schwierige Lage in der heutigen Zeit Verständnis zu finden. Wir Imker tragen mit unseren Bienen zusammen mit Bestäubungsleistung und leckeren Honig bei.
Konkretes – sicherlich eine subjektive Meinung
- Vorhandenes Wegenetz in Feld und Flur ist völlig ausreichend. Die Gemeinden sollten am Sanierungsstau der bestehenden Feld – und Waldwege arbeiten. Auch Wanderimker profitieren von „Kernwegen“ nicht.
- Nahrungsmangel – Bienen und Wildbienen finden immer mehr weniger Nahrung. Erschwerte Nahrung-Suche durch einseitigen Anbau. Monokulturen werden indirekt gefördert. Kernwege versiegeln die Landschaft weiter.
- Bekannte Schädigung durch Düngung und toxische Schädlingsbekämpfung ist vorprogrammiert. Kernwege erleichtern dieses Vorgehen.
- Ruhestörung, Vandalismus, Lärm, Boden-Vibration durch mehr landwirtschaftlichen Verkehr und höheres und anderes Freizeitaufkommen setzen den Bienen und Wildbienen zu.
- Bienen und industrielle Landwirtschaft passen nicht zusammen, die Bienen stören hier. Flächenproduktion und Monokulturen braucht in vielen Fällen keine Bestäubung mehr.
Zusammenfassende Erkenntnis – aus Sicht vieler Imker, die zum Teil auch Landwirte sind
Kernwege fördern industrielle Landwirtschaft, verändern die Landschaft, unterstützen Monokulturen und sind für die Fränkische Schweiz kontraproduktiv. Dies brauchen Bienen und die Imker nicht!
Weitere Auskünfte:
- Interessengemeinschaft „Für eine bäuerliche Landwirtschaft Fränkische Schweiz“ Ansprechpartner Norbert Braun Tel. 09199 6965273, E-Mail ig-blw@gmx.de. Herr Braun freut sich über jede Kontaktaufnahme
- ILE-Fränkische Schweiz Aktiv. Corinna Brauer, Tel. 09194-979 94 28, E-Mail corinna.brauer@ile-fsa.de. Frau Brauer verfügt über detailliertes Kernwege-Wissen und begleitet das Projekt kompetent und praxisorientiert. Sie ist eine angenehme Gesprächspartnerin.
Zum Beginn des Weges haben wir Gespräche geführt und einige Recherchen durchgeführt. Hieraus haben sich Hinweise bzw. Fragen ergeben. Siehe hierzu Anlage – Kernwege: Hinweise, Fragen und deren Antworten (PDF, 100KB).
Wolf-Dietrich Schröber